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Mein Hitlergruss an der Corona-Demo vom 9.9.21
Meine als Hitlergruss gesehene Geste an der Anti-Zertifikats-Demonstration vom 9.9. hat für einigen Wirbel gesorgt. Ich möchte mit dieser Stellungnahme erklären, was der Anlass und die Aussage war dieser Aktion.
Eines vorab: ein Bekenntnis zum Nationalsozialismus, wie viele Aussenstehende vermuteten, ist es nicht. Damit habe und hatte ich nachweislich noch nie etwas zu tun. Bei allen jüdischen Mitbürgern, welche das so verstanden haben, bitte ich um Verzeihung. Beim israelitischen Gemeindebund habe ich mich persönlich entschuldigt. Es war mir tatsächlich nicht bewusst, was für eine öffentliche Wirkung die Handlung haben könnte.
Was aber war denn mein Gruss? Er war eine ganz spontane Reaktion auf eine Gruppe von Gegendemonstranten, denen ich auch schon begegnet war. Es müssen fast 20 Jahre Jahre sein zwischen damals und heute. Es war Demo für ein freies Tibet. Ich kaufte mir eine grosse Tibet-Fahne. Und eine ebenso grosse Schweizer Fahne. Damit wollte ich symbolisieren, dass die offizielle Schweiz sich zu Tibet bekennen sollte und nicht zu China.
Diese Idee der Fahnen meldete ich auch den damaligen Medien und Demo-Organisatoren von Linksaussen. Die Idee kam schlecht an. Denn ohne jede Diskussion überfielen mich bei Demo-Versammlung drei vermummte Typen und rissen mir die Fahne in einem gewaltsamen Gerangel aus den Händen. Und ich konnte meine Meinung also an der Demo nicht kundtun.
Nun, und jetzt, bei der Demo gegen das Zertifikat, erzählte mir jemand, dass sie Angst hätten, ihre Fahnen hochzuhalten. Angst vor der gleichen Gruppierung wie ich damals. Und dann begegnen wir Teilen der Gruppe fünf Minuten später. Mit eindeutigen Gesten provozierten sie die Teilnehmenden und zeigten, dass sie pauschal alle verachten, die am Protestmarsch gegen das neue Zertifikat teilnahmen. Wir waren ihr Feindbild. Ihre Nazis. Jeder war ihr Feindbild. Ich war ihr Feindbild. Mein Gruss (an sie) war eine Auflehnung gegen ihre Gewalt, eine Aufforderung, in (meinen) Spiegel zu schauen und sich zu fragen, ob sie ihrem Namen und der Vorstellung von sich selbst wirklich entsprechen. Mein Gruss war ein Zeichen, das bedeutete: Stopp, ich will Eure Energie nicht und gebe sie an Euch zurück! Mein Gruss war ein Ausruf: Respektiert das Recht auf unsere freie Meinung! Das macht uns zu Demokraten! Das unterscheidet uns von den Diktatoren, die ihr zu bekämpfen sucht!
Mein Gruss war auch eine Frage: habt ihr den Diktator in Euch selbst schon angetroffen? Diesen Schwätzer, der immer alles besser weiss. Diesen Ignoranten, der anderen nicht zuhört. Diesen Angeber mit der grossen Klappe. Den Machthungrigen, welche andere nicht zu Wort kommen lässt. Den Richter, der sofort aufgrund von Äusserlichkeiten verurteilt und in Schubladen steckt. Den Vollstrecker, der Schwächere ausgrenzt und zu Menschen zweiter Klasse macht. Kennt ihr all diese Diktatoren in Euch selbst? Schaut mal gut nach, vielleicht lauert da noch der ein oder andere hinter einer Ecke, von dem ihr noch gar nichts gewusst habt…
„Und wisst Ihr“, hätte ich Ihnen gerne zugerufen, „man besiegt diese Diktatoren nicht im äusseren Kampf, sondern in innerer Schau und Akzeptanz.“
War mein Gruss ein Hitlergruss? Ihr lebt in einer Welt der Symbole. In einer Welt der Äusserlichkeit. Wenn der äussere Schein stimmt, ist alles gut für Euch. Doch der Schein trügt. Aufgrund einer schlechten Fassade sollte man nicht die Bewohner eines Hauses verurteilen. Und eine blitzblanke weisse Fassade ist noch längst kein Beweis, dass die Bewohner eine saubere Weste oder ein reines Herz haben.
Salven von Verurteilungen sind in den letzten Tagen auf mich abgefeuert worden. Ich habe Stiche gespürt in meinem Herz, die Atmung wurde flach, der Schlaf kurz. Purer Hass schlug mir entgegen. Aber wozu? Mein Gruss war gar kein Hitlergruss! Denn ich habe weder den Adolf unselig gegrüsst, noch habe ich meine Zugehörigkeit zu seiner Ideologie geoutet. Gemeint war der ganz allgemeine, viel ältere Gruss unter Faschisten. Also: Dem Schein nach war es ein Hitlergruss. Dem Schein nach.
Ich weiss, wenn ich das sage, wird nochmals Wut und Hass aufkommen in Euch. Wieder werdet Ihr mich verurteilen. Deine Geste war eindeutig! Du musst dich entschuldigen! Nein, ich muss mich nicht entschuldigen, sorry! Nicht bei Euch, die Ihr keine Juden seid. Es tut mir leid. Das ja. Es tut mir sehr leid, dass ich den Medien das Bild geliefert habe, welches sie sich wünschten und so der ganze Umzug leichter verunglimpft werden konnte. Aber ich muss mich nicht entschuldigen für die Geste an sich, weil ich weiss, dass mein Herz rein ist. Meine Absichten sind und waren ehr- und redlich. Ich habe mich einer Gruppe entgegengestellt, deren Absichten das weniger sind und die anderen oft Furcht einflösst. Wieso akzeptiert Ihr das denn einfach? Wieso verlangt Ihr nicht eine Entschuldigung von jenen Individuen, Gruppen und Medien, welche jetzt gegen mich hetzen? Alleine wegen dieser ihrer Vorstellung von mir als etwas Schlechtem, alleine wegen eines äusseren Symbols, das sie wahrgenommen haben. Findet Ihr es voll in Ordnung, dass aus dem Versteck der neuen Kommunikationsmaschinen heraus der ganze Ruf und damit vielleicht das ganze Leben eines Menschen innert Stunden ruiniert werden kann? Wegen Leuten, die sich aufspielen als grosse Humanisten, aber andere abschiessen wie kleine Sadisten. Wegen einem Video oder Foto von ein paar Sekunden, dessen Inhalt eigentlich gar niemand versteht? Findet Ihr es gut, dass Menschen sich anmassen, ohne Anhörung des Anderen zu urteilen, zu verurteilen und zu richten? Offizielle grosse Medien haben das gemacht, Ihr habt das gemacht. – Kennt Ihr all diese Diktatoren in Euch selbst?
Wir sind zurück im tiefen Mittelalter. Damals lief es auch so ab. Jemand wurde für etwas beschuldigt, das ging überall rum, die Meute hat sich zusammengerottet und man hat den Übeltäter unter lautem Getöse öffentlich hingerichtet. Das Böse eliminiert. Gesteinigt. Verbrannt. Mein Gruss ist, von jetzt aus gesehen, auch die Bitte an Euch, solches nicht mehr zu tun. Es gab mal einen Fortschritt. Man nannte es Aufklärung. Es kam die Gewaltentrennung. Der Staat übernahm die alleinige Gerichtsbarkeit, Beschuldigte bekamen ein Recht auf Verteidigung. Bis zu einer Verurteilung galt die allgemeine Unschuldsvermutung. Wollt Ihr nun tatsächlich wegen ein paar neuen ultraschnellen Kommunikationsmaschinen all das über Bord werfen und wieder auf das Schlachtfeld der Selbstjustiz zurückkehren?
„Du hast die Juden beleidigt und den Holocaust verharmlost!“, wird mir gesagt. Wenn man meine Geste als das Symbol sieht, als das ihr es seht, dann stimmt das sicher. Ich möchte mich nochmals in aller Form bei jenen entschuldigen, welche sich durch dieses Symbol in Ihrer Würde verletzt fühlten. Ich fordere aber ebenso alle Medien auf, welche ohne selber dabei gewesen zu sein, einfach die politisch gewünschte rechtsradikale Etikette dem Umzug angedichtet haben, für Richtigstellung zu sorgen.
Das einzige wirklich offensichtlich rechtsradikale Symbol hat man in mir gefunden. Bei anderen Symbolen im Video identifizieren sich die Leute nicht mit den Herrschenden, sondern mit den Opfern. Das mag unangemessen sein, aber ist ganz bestimmt nicht rechtsradikal. Ich war einer von vielleicht 5000 gewesen. Und darum darf man eine ganze Gruppe als rechtsradikal verunglimpfen? Ist die Pressefreiheit ein Freipass für offensichtliche Falschinformation? Eine Lizenz zum Lügen und Hetzen? 20 Minuten will keine Gegendarstellung machen. Der Blick hält es nicht einmal für nötig, auf meine Anfragen zu reagieren. Meine Geste ist, von heute aus betrachtet, auch ein Zeichen, das sagt: Passt auf! Passt auf, was ihr glaubt und was ihr nicht glaubt. Es herrscht Krieg. Ein Krieg der Informationen, ein Krieg um die Deutungsmacht.
Ich sage Euch, ich habe keine Sekunde an die Juden gedacht. An der ganzen Demo nicht, den ganzen Tag nicht, schon die ganze Woche nicht. Ich denke eigentlich gar nie an die Juden. Wenn, dann denke ich an Menschen jüdischen Glaubens. Und ich denke das ist gut so. „Die Juden“ sind keine Kategorie für mich. Wir leben in einer Gegenwart, wo wir die Menschen nicht nach ethnischem oder religiösem Hintergrund einteilen. Deshalb möchte ich ein Wort aus der Gegenwart an meine jüdischen Bekannten und Freunde richten: ich weiss, die Darstellung von mir mit dieser Symbolik hat euch geschockt. Das tut mir leid. Ihr wisst, dass ich Euch immer sehr sehr geschätzt habe, lieber Roger, liebe Daniela, lieber Bandi, lieber Charly, lieber Phäppe, lieber Ori und Tullia, liebe Tanja, lieber Gechti, lieber Sigi, Evi, liebe Edna und Dani, liebe Anne.
Ich möchte Euch einladen, mir diese rein äusserliche Symbolik zu verzeihen. Vielleicht indem wir diese ganze alte Symbolik jetzt endgültig hinter uns zu lassen und in eine neue Zeit aufzubrechen? In eine Zeit, wo wir ganz allgemein Kategorisierungen in religiöse oder andere Schubladen aufheben. Wo wir beginnen, jeden Menschen einfach als ein Individuum zu sehen. Auch Ihr seid nicht frei von Kategorisierungen. Wie für fast alle Heutigen scheint die Kategorie von Erfolg und Misserfolg relativ wichtig zu sein. Ich möchte Euch einfach zu bedenken geben, gerade jetzt: nicht die Erfolgreichen setzen sich für Schwächere und gegen Spaltung ein, sondern die Mutigen. Jene, die aufstehen und ausrufen: SO NICHT! STOPP! ES REICHT! DAS GEHT ZU WEIT! Jene, die das Risiko auf sich nehmen, ausgegrenzt, ausgeschlossen, verurteilt oder sogar entlassen zu werden von der Mehrheit.
Die Mutigen bilden das Rückgrat des Widerstandes. Mit Macht wird jetzt wieder Spaltung betrieben. Es wird die Kategorie geschaffen „mit Zertifikat“, „ohne Zertifikat“. Mit gewissen Grundrechten, ohne gewisse Grundrechte. Jetzt müssen wir alle zusammenstehen im Land. Alle müssen wir ausrufen, dass wir nicht das ganze Volk in zwei Klassen aufspalten wollen, die unterschiedliche Rechte haben und anfangen werden, sich dafür gegenseitig zu beschuldigen. Wir dürfen jetzt auch internationalem Druck nicht nachgeben, so gross er auch sein mag. Die meisten von Euch sind heute in einer ganz anderen Stellung als in der finsteren Vergangenheit. Zum Teil seid Ihr in führenden Rollen bei Wirtschaft und Staat. Jetzt brauchen wir Eure Solidarität! Eure Verbundenheit, Eure Mithilfe. Sie sagen mir, ich würde mit meiner Geste die Shoa verharmlosen. Ich sage ihnen, dass auch die schrecklichste Geschichte nicht mit dem grössten Schrecken begonnen hat, sondern sich langsam steigerte bis zum grössten Schrecken.
Die Grundlage des Schreckens wird im Moment der Segregation in Gute und Böse gelegt, im Moment der obrigkeitlichen Erzählung einer Geschichte, welche diese Einteilung legitimiert. Und dieser Moment ist jetzt, liebe Freunde! Bitte helft mit, diesen Moment wieder umzukehren und in diese unheilvolle Richtung nicht fortzuschreiten! Marschiert an meiner Seite mit, an unserer Seite. Wir sind an Eurer Seite! Ihr kennt Segregation. Ihr wisst, was es bedeutet, den aufgestauten Frust und Hass einer Gesellschaft auf sich nehmen zu müssen. Ihr wisst auch, dass der Faschismus in immer neuem Gewand, mit immer neuen Gesten und mit einer immer neuen verführerischen Geschichte erscheint.
Ich weiss, Ihr werdet da nicht mitmachen!
Euer Roger
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